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Next report Berliner Gerichts-Zeitung - Tuesday, April 9, 1895

Vermischtes.

Eine Kriminal-Verhandlung gegen den Marquis of Queensberry, welcher angeklagt ist, den dramatischen Schriftsteller Oskar Wilde schwer verleumdet zu haben, ist in London, im Old Bailey Kriminal-Gericht eröffnet worden. Lord Queensberry händigte seinerzeit seine Visitenkarte dem Portier des Klubs, in welchem Oskar Wilde Mitglied ist, für letzteren aus. Auf der Karte waren in Bleistift Worte geschrieben, welche Wilde unnatürlicher Vergehen bezichtigten, ihn auch anklagten, jüngere Mitglieder der englischen Aristokratie zu derartigen Vergehen verleitet resp. Angestiftet zu haben. --- Der Gerichtssaal war bis auf den letzten Platz gefüllt, da der Fall ungeheures Aufsehen erregt. – Weiter wird hierzu folgendes gemeldet: In der Verhandlung gegen den Marquis of Queensberry gab der Anwalt Wildes zu, daß dieser einen etwas übertriebenen Brief an den Sohn des Lord Queensberry, Lord Alfred Douglas, geschrieben und in diesem Briefe den Empfang eines Gedichtes bestätigt habe. Die Briefe den Empfang eines Gedichtes bestätigt habe. Die Briefe des Lord Alfred seien gestohlen worden. Die Diebe derselben hätten versucht, von Wide Geld zu erpressen, indem sie mit der Veröffentlichung der Originale drohten. Wilde habe die Ueberfahrt für einen der Erpresser bezahlt, habe sich jedoch geweigert, anderen Geld zu verabfolgen. Die Briefe Wildes an Douglas wurden dann in der Verhandlung vorgelesen. Sie bewegten sich insgesamt in anzüglichen, leidenschaftlich sinnlichen Ausdrücken. Wilde behauptet, es seien Gedichte, im Dienst der wahren Kunst abgefaßt. Das Kreuzverhör durch den berühmten irischen Rechtsanwalt Carson zeigte sehr schnell, daß die Verteidigung auf außerordentlich starken Füßen stand. Wilde gab zu, daß der einen Erpresser namens Wood den er bezahlt habe, um nach Amerika zu gehen, sein beständiger Gefährte gewesen sei, und daß sie allnächtlich Hotels und Restaurants zusammen besuchten, obgleich Woods gesellschaftliche Stellung weit unter der seinigen gewesen sei, und daß sie allnächtlich Hotels und Restaurants zusammen besuchten, obgleich Woods gesellschaftliche Stellung weit unter der seinigen gewesen sei. Wilde gab ferner zu, den Knaben Shellen, der im Dienste seines Verlegers gestanden, mit zu sich in sein Haus genommen, ihm allein ein Diner gegeben, ihn mit Wein regaliert und ihm Geld geschenkt habe. Er habe ihn auch in Theater und Restaurants geführt, habe mit ihm in Privatzimmern diniert und sonpiert. Wilde räumte ferner ein, daß er den Knaben Conway zufällig im Seebade getroffen, ihm Kleider gekauft, Geschenke gemacht, ihn nach Brighton mitgenommen und im dortigen Hotel ein an dasjenige des Knaben anstoßendes Zimmer bewohnt habe. Trotz all dieser schwerwiegenden Umstände leugnete Wilde mit Nachdruck jeden unnatürlichen Verkehr mit ihm und entwickelte in seinen Argumenten mit den Advokaten der Gegenpartei eine bewundernswerte Gewandtheit in der Rede. Die Verleumdungsklage endete nach dreitägiger Verhandlung mit glänzender Freisprechung des Angeklagten. Queensberry hatte den Wahrheitsbeweis geführt für seinen Beschuldigung, daß Wilde mit seinem Sohne Lord Alfred Douglas und anderen jungen Männern unzüchtige Handlungen getrieben hätte. Die Geschworenen fanden die Beschuldigung im wesentlichen wahr. Wilde wird voraussichtlich in Anklagezustand versetzt werden.

miscellany

A criminal case has been opened in London at the Old Bailey Criminal Court against the Marquis of Queensberry, who is accused of having seriously defamed dramatic writer Oskar Wilde. Lord Queensberry handed his business card to the doorman of the club, of which Oskar Wilde is a member, on behalf of the latter. On the card were written in pencil words accusing Wilde of unnatural offences, also accusing him of inducing younger members of the English aristocracy to commit such offences, resp. to have instigated. --- The courtroom was packed to capacity as the case caused such a stir. - The following is also reported: In the trial against the Marquis of Queensberry, the lawyer Wildes admitted that he had written a somewhat exaggerated letter to Lord Queensberry's son, Lord Alfred Douglas, and in this letter had confirmed the receipt of a poem. The letters confirmed receipt of a poem. Lord Alfred's letters had been stolen. The same thieves tried to extort money from Wide by threatening to publish the originals. Wilde paid for one of the extortionists to take him across, but refused to hand over money to anyone else. Wilde's letters to Douglas were then read at the hearing. They all moved in lewd, passionately sensual expressions. Wilde maintains that they are poems composed in the service of true art. Cross-examination by the famous Irish lawyer Carson showed very quickly that the defense was on extraordinarily strong footing. Wilde admitted that the one blackmailer named Wood whom he paid to go to America was his constant companion, and that they frequented hotels and restaurants nightly, although Wood's social position was far inferior to his, and that they visited hotels and restaurants together nightly, although Wood's social position was far below his. Wilde further admitted that he had taken the boy Shellen, who was in the service of his publisher, to his house, given him a dinner alone, treated him to wine, and given him money. He also took him to theaters and restaurants, dined and sonped with him in private rooms. Wilde further admitted that he had met the boy Conway by chance at the seaside resort, bought him clothes, given him presents, taken him to Brighton, and had a room adjoining that of the boy in the hotel there. In spite of all these grave circumstances, Wilde emphatically denied any unnatural intercourse with him, and developed an admirable fluency of speech in his arguments with the advocates of the opposing party. The defamation lawsuit ended after a three-day trial with the accused being acquitted with a splendid acquittal. Queensberry had proved the truth of his charge that Wilde had committed lewd dealings with his son, Lord Alfred Douglas, and other young men. The jury found the allegation essentially true. Wilde is expected to face charges.

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