Previous report Neues Wiener Journal - Friday, June 14, 1895
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Theater und Kunst.

Oscar Wilde's Schicksal im Gefängniß von Reading hat sich nicht besser gestaltet. Wie Eduard Conte erzählt, der den Dichter im Gefängniß besuchen konnte, ist wenig Hoffnung vorhanden, Oscar Wilde am Leben zu erhalten. Der Dichter sieht furchtbar aus. Abgesehen davon, daß seine Finger schwären und bluten, was er uns zu verbergen sucht, ist er abgemagert bis zum Skelett, und seine Kinnlade hängt förmlich lose herab. In seinen tief eingesunkenen Augen aber liegt Etwas, das ärger ist als der Tod: da liest man den keimenden Wahnsinn, denn nur die Energie dieses Mannes noch niederhält. Wie lange aber noch, und Wilde wird und muß tobsüchtig werden. Dann kommt die neunschwänzige Katze, diese größte Schmach der englischen Humanität, dann das Irrenhaus und hoffentlich dann bald der Tod eines der geistvollsten, glänzendsten Männer unserer Zeit, was er auch sonst mag gethan haben. Die Schmach aber, in der er selbst zu ersticken drohte, fällt dann auf England zurück.

theater and art.

Oscar Wilde's fate in Reading Jail was not faring better. As Eduard Conte relates, who was able to visit the poet in prison, there is little hope of keeping Oscar Wilde alive. The poet looks terrible. Aside from the fact that his fingers are festering and bleeding, which he's trying to hide from us, he's skeletal and his jaw is hanging loose. But in his sunken eyes lies something worse than death: there one reads the budding madness, for only this man's energy can hold him down. But for how long, and Wilde will and must become raving mad. Then comes the cat-o'-nine-tails, that greatest disgrace of English humanity, then the insane asylum, and hopefully soon the death of one of the brightest, most brilliant men of our time, whatever else he may have done. But the disgrace in which he himself threatened to suffocate falls back on England.

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